Qualitative Methoden in der Geschlechterforschung

In diesem Seminar wird es zunächst um die Frage gehen, weshalb in der Frauen- und Geschlechterforschung qualitative Methoden ein – im Vergleich zur soziologischen Forschung insgesamt – hoher Stellenwert zukommt. Die Maxime qualitativer Sozialforschung, soziale Wirklichkeit dadurch zu erfassen, dass die Perspektiven, Sinngebungen und Relevanzstrukturen der Gesellschaftsmitglieder rekonstruiert werden, wird von der (frühen) Frauenforschung in der Weise aufgegriffen, dass sie daran auch emanzipatorische Ansprüche anschließt. Unabhängig davon, ob die qualitativen Verfahren die Erwartungen, die Teile der Frauenforschung an deren Einsatz knüpfen, einlösen können oder nicht, werden wir uns in diesem Seminar einen Überblick über die Theorien und empirischen Befunde der Geschlechterforschung  verschaffen. Dabei lässt sich die Entwicklung der Diskussionen über die Prinzipien und Verfahren qualitativer Verfahren auch in der Entwicklung der Frauen- zur Geschlechterforschung  nachzeichnen: Von einer ‚Betroffenenforschung’ zu einer sozialkonstruktivistischen Perspektive , von einer engen Verzahnung von wissenschaftlicher Forschung und politischer Praxis zu einer stärkeren Betonung der Differenz von Wissenschaft und Lebenspraxis sowie von der Erforschung von Weiblichkeit(en) und weiblichen Lebenszusammenhängen zu einer Akzentuierung des relationalen Charakters von Geschlecht und einer Ausdehnung des Interesses auf Männlichkeit(en) und Männerwelten.

Ziel des Seminars ist es, sich mit den grundlagentheoretischen, methodologischen Überlegungen qualitativer Sozialforschung mit Blick auf die Geschlechterforschung auseinanderzusetzen. Zentrale forschungspraktische und methodische Probleme der Geschlechterforschung werden anhand empirischen Materials diskutiert.

Teilnahmebedingung: Regelmäßige und aktive Teilnahme an der Veranstaltung; für einen Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit

Anmeldung über mein campus erforderlich!

Seminarliteratur (u.a.):

  • Bohnsack, Ralf (2003): Rekonstruktive Sozialforschung. Opladen, 4. Aufl., Leske+Budrich
  • Becker, Ruth / Kortendiek, Beate (Hrsg.) (2004): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie, Wiesbaden
  • Behnke, Cornelia / Meuser, Michael (1999): Geschlechterforschung und qualitative Methoden. Opladen, Leske + Budrich
  • Flick, Uwe / Kardoff, Ernst v. / Keupp, Heiner / Rosenstiel, Lutz v. / Wolff, Stephan (Hrsg.) (1995): Handbuch qualitative Sozialforschung. Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen, 2. Aufl., Weinheim, Beltz
  • Küsters, Ivonne (2009): Narrative Interviews. Grundlagen und Anwendungen, Wiesbaden, 2. Aufl., VS-Verlag
  • Rosenthal, Gabriele (1995): Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibungen. Frankfurt /New York, Campus
  • Soeffner, H.-G. (1989): Auslegung des Alltags – Der Alltag als Auslegung. Frankfurt a.M., Suhrkamp

 

 

Datenblatt
Semester: 
Wintersemester 2010/2011
Ort und Zeit: 
5.052, Do 16:15-17:45
ECTS BA: 
7.5

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