Individuum und Gesellschaft: Klassische Zugänge zur Sozialtheorie

In der Gegenüberstellung von Individuum und Gesellschaft werden grundlegende Problem- und Fragestellungen soziologischen Denkens zum Ausdruck gebracht: Lässt sich die Gesellschaft ausschließlich als eine Ansammlung von Individuen begreifen, oder ist die Gesellschaft mehr als die Summe ihrer einzelnen Bestandteile? Sind soziale Verhältnisse von Individuen beeinflussbar? Inwieweit begrenzen und ermöglichen gesellschaftliche Rahmenbedingungen die Herausbildung von Individualität? Wieviel Individualismus kann sich eine Gesellschaft leisten, ohne dass ihr Bestand und ihr Zusammenhalt in Frage gestellt wird?


Diesen und ähnlichen Fragen soll im Proseminar „Individuum und Gesellschaft“ nachgegangen werden. Allerdings wird die Auseinandersetzung mit diesen Fragen hauptsächlich jenseits großformatiger gesellschaftstheoretischer Entwürfe oder sozialkritischer Zeitdiagnosen stattfinden. Im Mittelpunkt des Seminars steht die Lektüre klassischer Texte von George H. Mead, Peter L. Berger und Thomas Luckmann sowie von Erving Goffman. Die Beschäftigung mit diesen eher mikrosoziologisch ansetzenden Beiträgen führt zwar häufig auch über die engen Disziplingrenzen der Soziologie hinaus – etwa in Richtung allgemeiner anthropologischer oder psychologischer Fragestellungen. Doch gerade dadurch soll das Bewusstsein der Seminarteilnehmer für den spezifisch soziologischen Blickwinkel geschärft werden. Auf diese Weise sollte im Verlauf des Seminars auch deutlich werden, inwiefern eine einfache Entgegensetzung von ‚Individuum‘ und ‚Gesellschaft‘ eher irreführend ist.

Leistungsnachweis:

  • Lektüre der angegebenen Texte und aktive Teilnahme am Seminar
  • Referat mit kurzem Thesenpapier
  • Mehrere Diskussionspapiere zu einzelnen Sitzungen (1 Seite) oder ein längerer Kommentar (ca. 3 Seiten)
  • Schriftliche Hausarbeit (ca. 10-15 Seiten)

Pflichtlektüre:

  • BERGER, PETER L./LUCKMANN, THOMAS: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag. 16. Aufl.: 1999 [1966].
  • ELIAS, NORBERT: Die Gesellschaft der Individuen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag: 1987.
  • GOFFMAN, ERVING: Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. München: Piper Verlag. 8. Aufl.: 2000 [1959].
  • MEAD, GEORGE H.: Geist, Identität und Gesellschaft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Taschenbuch Verlag. 1. Aufl.: 1973 [1934].


Die Bücher von Mead, Goffman und Berger/Luckmann werden zur Anschaffung empfohlen. Auf Wunsch wird allerdings auch ein Seminar-Reader erstellt.

Zur Einführung empfohlen:

  • JOAS, HANS (Hg.): Das Problem der Intersubjektivität. Suhrkamp Verlag: 1985.
  • SCHROER, MARKUS: „Die individualisierte Gesellschaft“. S. 157-183. In: Georg Kneer/Armin Nassehi/Markus Schroer (Hgs.): Soziologische Gesellschaftsbegriffe. Konzepte moderner Zeitdiagnosen. München: Wilhelm Fink Verlag: 1997.
Datenblatt
Semester: 
Sommersemester 2010
Ort und Zeit: 
KH 5.013, Mittwoch, 16:15 - 17:45
ECTS BA: 
5.0

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