Symbolischer Interaktionismus

Das Seminar wird sich mit einer amerikanischen Theorietradition befassen, die man dem interpretativen Paradigma zuordnet, nämlich den Symbolischen Interaktionismus, dessen wichtigster Ahnherr der Philosoph und Sozialpsychologe George Herbert Mead ist. Der symbolische Interaktionismus schöpft seine Inhalte aus zwei Quellen der Sozialforschung und Sozialtheorie. Zum einen aus der empirischen Feldforschung der Chicago School of Sociology, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts fragt, wie sich die Menschen in der modernen Großstadt organisieren. Die wichtigsten Vertreter der Chicagoer Schule werden wir im Seminar kennenlernen und diskutieren (etwa Robert Park und William I. Thomas). Die zweite Strömung, auf die der Symbolische Interaktionismus zurückgeht, ist die des amerikanischen Pragmatismus, die man auch als eine Philosophie der Handlung begreifen kann. Neben Mead werden wir mit John Dewey einen weiteren Vertreter dieser Sozialphilosophie kennnenlernen.

Aus dem Interesse an den Deutungen der Menschen, wie sie die Welt sehen und organisieren, ist schließlich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Theorie- und Forschungsstrang des Symbolischen Interaktionismus entstanden. Zentrale Autoren und Arbeiten der letzten Jahrzehnte werden wir behandeln (z.B. von Herbert Blumer, Anselm Strauss, Everett Hughes, Howard S. Becker, Norman Denzin u.a.). Dabei wird stets auch die Frage im Zentrum stehe, wie der Symbolische Interaktionismus in Abgrenzung zu anderen Theorietraditionen soziales Handeln, soziale Ordnung und sozialen Wandel theoretisch konzeptionalisiert und empirisch erforscht. Theorie und Empirie sind in dieser soziologischen Forschungstradition stets eng aufeinander bezogen, und im Bereich der Sozialtheorie relativiert der symbolische Interaktionismus vor allem utilitaristische und normativistische Handlungs- und Ordnungsmodelle.

Einführende Literatur

Hans Joas/Wolfgang Knöbl (2004): Interpretative Ansätze: Symbolischer Interaktionismus. In: Dies.: Sozialtheorie. Zwanzig einführende Vorlesungen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 183 ff.

Hans-Joachim Schubert u.a. (2010): Pragmatismus zur Einführung. Hamburg: Junius.

Datenblatt
Semester: 
Sommmersemester 2012
Ort und Zeit: 
Montag, 16.15-17.45
00.5 PSG
Sprache: 
Deutsch
ECTS BA: 
5.0

Mitarbeiteranmeldung (nur für registrierte Benutzende)