"Jeder möchte lange leben, aber keiner will alt werden." Theologische und soziologische Perspektiven auf das Alter(n)

Dass wir möglichst lange leben, aber nicht alt sein wollen – so das Zitat von Jonathan Swift –, scheint die gegenwärtige Stimmungslage der modernen Gesellschaft zu treffen, die einerseits „immer älter“ wird und andererseits Jugendlichkeit, Aktivität und Schönheit als Ideal vorgibt. Gleichzeitig ist die Beschäftigung mit dem Alter(n) und die Frage nach seiner Wertung kein modernes Phänomen: Schon immer gab und gibt es Vorstellungen von Altern und Altsein. Unsere „modernen“ Ansichten sind nicht in einem luftleeren Raum entstanden, sondern haben eine Geschichte. Und nicht selten stehen sie in einem ganz anderen Verhältnis zur Vergangenheit, als wir auf den ersten Blick annehmen. So stellt sich sowohl der vermeintlich “immer schon dagewesene Menschheitstraum“ von der ewigen Jugend ebenso als moderner Mythos heraus wie die Annahme, „früher“ wäre der Umgang mit alten Menschen allein von Achtung und Wertschätzung geprägt gewesen.

Im Seminar wollen wir daher einen weiten Bogen spannen – vom Alten Testament bis in die gegenwärtige Gesellschaft – und uns dem Phänomen Alter(n) von zwei Disziplinen her nähern: Wie (und ab wann) wird das Thema Alter(n) zu einem Thema der Theologie und Soziologie und welche Theorien, Perspektiven und Forschungsansätze stellen die beiden Disziplinen zur Verfügung? Schließlich wollen wir am Beispiel von „Altersbildern“ nach den Methoden der beiden Disziplinen fragen: Wie gehen Theologie und Soziologie bei der Rekonstruktion von Altersbildern vor? Auf welche Daten greifen sie zurück? Und: Welche Ergebnisse können so jeweils generiert werden?

Inhaltlich führen uns solche Bilder in Erzählungen und Poesie des Alten Testaments und verraten, warum Mose genau 120 Jahre alt wird, wie man „lebenssatt“ sterben kann, wie es um die Weisheit des Alters bestellt ist – und wie um seine Beschwernisse. Wir werden uns fragen, welche Altersbilder transportiert werden, wenn wir von der „Überalterung der Gesellschaft“ sprechen, welche Handlungsmöglichkeiten uns mit der Rede von der „rollenden Alterslawine“ überhaupt offeriert werden und was es für unseren Umgang mit dem Alter bedeutet, wenn wir manchmal „ganz schön alt“ aussehen.

 

Das Seminar wird am Institut für Altes Testament als Interdisziplinäre Übung und am Institut für Soziologie als Proseminar angeboten.

Datenblatt
Semester: 
Sommersemester 2014
Lehrende: 
Ort und Zeit: 
Montag, 14.15-15.45 Uhr
TSG HS B (2.019)
Sprache: 
Deutsch
ECTS BA: 
5.0

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