Der "affective turn" in den Kultur- und Sozialwissenschaften

Der affective turn in den Kultur- und Sozialwissenschaften

Mit dem affective turn in den Kultur- und Sozialwissenschaften der letzten Jahre geht eine Fokussierung auf Affekte und Emotionen als Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung einher. An diesen turn schließt das Seminar an, indem es der Rolle von Affekten, Gefühlen oder Emotionen in Kultur und Gesellschaft nachgehen wird. Affekte bzw. Gefühle lassen sich nicht auf rein körperliche oder psychologische Zustände zurückführen: Angst, Neid, Scham, Stolz, Trauer, Dankbarkeit, Hass oder Liebe sind allesamt von Kultur „durchtränkt“ und beziehen sich häufig auf ein soziales Gegenüber.

In diesem interdisziplinär ausgerichteten Seminar werden wir grundlegende Texte aus den Sozial- und Kulturwissenschaften behandeln, die die (wiederentdeckte) Zentralität von Affekt und Gefühl beleuchten, um uns dann einigen Aspekten des affective turn – mittels Fallbeispielen aus verschiedenen Disziplinen – näher zu widmen. Dabei wollen wir gleichermaßen aus der Emotionsgeschichte, der Philosophie der Gefühle, der Emotionssoziologie und aus den affect studies der Kulturwissenschaften schöpfen.

Im Fokus werden transatlantische affektive Phänomene der letzten Jahrzehnte stehen. Leitfragen beziehen sich auf den Zusammenhang von Affekten und Kapitalismus(kritik), auf Gefühlsregeln (Hochschild), also auf die normative Dimension von „Gefühlsstrukturen“ (R. Williams) und die gesellschaftliche Bewertung von Emotionen; ebenso werden wir auf die häufig subtile Präsenz von Affekten als hintergründige Atmosphäre in sozialen Interaktionen eingehen, die kaum beschreibbar erscheint. Anhand dieser und ähnlicher Fragen sollen auch methodische Problemstellungen hinsichtlich der Möglichkeiten der Beschreibung und Rekonstruktion von aktuellen und historischen Gefühlswelten behandelt werden. Nicht zuletzt wird es darum gehen, im Rahmen eigener Projekte das kritische Potenzial einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit Gefühl und Affekt auszuloten.

 

Texte werden zu Beginn des Semesters auf studon zur Verfügung gestellt.

Zur Einführung empfohlen:

Sara Ahmed (2004): „Affective Economies,“ in Social Text 22.2, 117-39.

Eva Illouz (2006): Gefühle in Zeiten des Kapitalismus. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Jack Katz (1999):  How Emotions Work. Chicago: The University of Chicago Press.

Datenblatt
Semester: 
Wintersemester 2015/2016
Ort und Zeit: 
C 301, Mo 14:15-15:45, Beginn: 19.10.
Sprache: 
Englisch
ECTS BA: 
7.5

Mitarbeiteranmeldung (nur für registrierte Benutzende)