Fo.seminar II: Qualitative Methoden: Mitbestimmung im Wandel

Das deutsche Betriebsverfassungsgesetz sieht ab eine Belegschaftsgröße von fünf Personen die Möglichkeit vor, einen Betriebsrat als demokratisches Repräsentationsorgan der Beschäftigten zu wählen. Dieser besitzt – im internationalen Vergleich – relativ weitreichende Mitbestimmungsrechte. Das qualitativ ausgerichtete Forschungsseminar untersucht die Kultur der Verhandlungsbeziehungen zwischen Management und Betriebsräten in der mittelfränkischen Metall- und Elektroindustrie (MuE). Es schließt damit an eine ältere Studie des Instituts für Soziologie der Universität Erlangen an (Bosch et al. 1999),  in deren Rahmen Ende der 1980er Jahre 32 MuE-Betriebe mit mehr als 300 Beschäftigten in der Region Nürnberg und Nordbayern untersucht wurden. In dem Seminar soll 25 Jahre später danach gefragt werden, was aus diesen Betrieben geworden ist, bzw. welche anderen Großbetriebe heute in der Region existieren und wie sich die Mitbestimmungssituation seitdem verändert hat. In Zusammenarbeit mit der IG Metall wird zunächst die regional- und gewerkschaftspolitische Entwicklung des Industriestandortes Nürnberg in den letzten 25 Jahren betrachtet, um anschließend den Wandel der Mitbestimmungssituation in einzelnen Metall- und Elektrobetrieben detaillierter zu erforschen.

Das Seminar ist auf zwei Semester angelegt und sollte nur von Studierenden besucht werden, die bereits im Sommersemester 2015 teilgenommen haben. Auf Basis der im vorangegangenen Semester erfolgten theoretischen Einarbeitung in das Thema „Mitbestimmung und Gewerkschaften“ sowie „qualitative Sozialforschung“ haben die Studierenden im Sommer 2015 eigenständig Interviews mit Betriebsräten sowie Betriebsrecherchen durchgeführt. Diese bilden die Grundlage für eine Teilnahme an der „Langen Nacht der Wissenschaften“ am 24.10.2015 in Nürnberg. Im Wintersemester soll nun eine vertiefte Beschäftigung mit der Frage des institutionellen Wandels im Bereich der Mitbestimmung stattfinden. Die Interviewprotokolle werden diskutiert und vergleichend ausgewertet. Anhand des Vergleichs von empirischem Material aus dem Vorläuferprojekt (vom Ende der 1980er Jahre) mit den aktuell durchgeführten Interviews sollen Fallstudien des betrieblichen Wandels von Mitbestimmung erarbeitet und in typologisierender Absicht miteinander verglichen werden.

 

Seminarliteratur:

Bosch, Aida/Ellguth, Peter/Schmidt, Rudi/Trinczek, Rainer (1999): Betriebliches Interessenhandeln. Zur politischen Kultur der Austauschbeziehungen zwischen Management und Betriebsrat in der westdeutschen Industrie, Band 1, Opladen

Kotthoff, Hermann (1994): Betriebsräte und Bürgerstatus. Wandel und Kontinuität betrieblicher Mitbestimmung, München/Mering

 

Datenblatt
Semester: 
Wintersemester 2015/2016
Ort und Zeit: 
B 702, Mo 14:15-17:45
Sprache: 
Deutsch
ECTS MA: 
10.0

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