Visuelle Soziologie

Die Bedeutung, welche visuellen Bildern in der heutigen Zeit zukommt, lässt sich kaum hoch genug einschätzen. In nahezu allen Bereichen des alltäglichen und außeralltäglichen Lebens haben diese Einzug gehalten. Insbesondere seit Aufkommen der Digitalfotografie und der weiten Verbreitung des Internets, sind die Möglichkeiten zur Produktion, Reproduktion, Distribution sowie des Konsums visuellen Bildmaterials enorm gestiegen. Diese, geradezu inflationäre Maximierung der Verfügbarkeit bezeichnet Vilém Flusser als eine „blendende und betäubende Bilderflut“.

Auch für die Soziologie ist diese zunehmende Dominanz von Bildern gegenüber anderen Formen des Ausdrucks, wie etwa der Schrift, von großem Interesse. Vielfach ist hier die Rede vom sogenannten „pictorial“ oder „iconic turn“ (William Mitchel / Gottfried Boehm). Hier reichen die Fragen nach der Logik der Bilder, wie diese ihren Bildinhalt transportieren, durch sie kommuniziert wird, diese zur Vermittlung bestimmter Inhalte bewusst (und manipulativ) eingesetzt werden bis hin zu den Folgen, welche die „Medialisierung des Sehens“ (Walter Benjamin) für die Wahrnehmung des Einzelnen hat.

In dem Seminar setzen wir uns zunächst mit den elementaren Fragen der visuellen Soziologie auseinander: Was unterscheidet das Zeichensystem Bild von dem der Schrift? Wie lässt sich die besondere Wirkmacht von Bildern erklären? Wie verändert die „Bilderflut“ die Wahrnehmung?

Des Weiteren lernen wir ein methodisches Verfahren zur Schrittweisen Analyse und Interpretation von Bildern kennen, dass es uns erlaubt mit dem Forschungsgegenstand Bild auch praktisch zu arbeiten.

Darauf aufbauend wenden wir uns verschiedenen Bereichen und Formen der visuellen Darstellung (z.B. Werbe- und Kriegsfotografie) zu, diskutieren diese und untersuchen anhand einer materialen Bildanalyse die Besonderheiten der jeweiligen visuellen Darstellungen.