Arbeit und Geschlecht

Die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern und die damit verbundene Ungleichheit weisen nach aktuellen Zahlen eine hohe Kontinuität auf: Die familiale Betreuungs- und Pflegearbeit (carework) wird überwiegend und meist unentgeltlich von Frauen übernommen. Frauen sind zwar mittlerweile fast genauso häufig erwerbstätig wie Männer, dabei aber überdurchschnittlich prekär beschäftigt. Sie haben nach wie vor geringere Aufstiegschancen in betrieblichen Hierarchien, diskontinuierlichere Erwerbsbiografien u.ä.m. Vor allem die Frauenforschung hat darüber aufgeklärt, wie sich dieses asymmetrische Verhältnis historisch entwickelte und wie eng es mit der Funktionsweise der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft verknüpft ist. Dies soll im ersten Teil des Seminars anhand der Lektüre zentraler Texte der „älteren“ Frauen- und Geschlechterforschung nachvollzogen werden.

Im Anschluss daran werden Themen und Fragen aufgegriffen, die im Schnittpunkt von Arbeits- und Geschlechtersoziologie aktuell diskutiert werden. Im Mittelpunkt steht dabei die These, dass die Bedeutung von Geschlecht im Wandel zum post-fordistischen Kapitalismus zunehmend schwerer zu beurteilen ist. In manchen Arbeitsmarktsegmenten, Berufen und Organisationen lassen sich Annäherungen, Angleichungen oder Verschiebungen zwischen den Geschlechtern feststellen. So werden auch Männer zunehmend in prekäre Beschäftigung gedrängt, sie orientieren sich stärker an der Kinderbetreuung und geraten dadurch in der Erwerbsarbeit unter Zeit- und Legitimationsdruck. Umgekehrt setzen manche Branchen und Unternehmen in der Personalauswahl explizit auf leistungsorientierte junge Frauen, denen „besondere“ Kompetenzen für dienstleistungs- und wissensbasierte Tätigkeiten zugeschrieben werden. Zeitgleich reproduzieren oder verschärfen sich andernorts die bekannten Ungleichheiten – und dies alles gilt nicht zuletzt auch für die Differenzierungslinien innerhalb der Geschlechter, wie zum Beispiel zwischen Frauen unterschiedlicher nationaler/ethnischer oder Klassenzugehörigkeit, weshalb in den letzten Jahren verstärkt eine intersektionale Sichtweise gefordert wird.

Dieser Bedeutungswandel von Geschlecht im Wandel der Arbeit soll im Seminar an ausgewählten empirischen Feldern untersucht und mit unterschiedlichen theoretischen Ansätzen interpretiert werden. Von den SeminarteilnehmerInnen können Themenvorschläge sowohl zu empirischen Feldern als auch zu theoretischen Ansätzen eingebracht werden.

 

Scheinerwerb: Referat und Hausarbeit

Literatur:
Aulenbacher, B. u.a. (Hg.) (2007): Arbeit und Geschlecht im Umbruch der modernen Gesell-schaft. Forschung im Dialog, Wiesbaden
Aulenbacher, B., Wetterer, A. (Hg.) (2009): Arbeit. Perspektiven und Diagnosen der Ge-schlechterforschung, Münster
Frey, M. u.a. (Hg.) (2010): Perspektiven auf Arbeit und Geschlecht. Transformationen, Refle-xionen, Interventionen, München und Mering

Datenblatt
Semester: 
Sommersemester 2011
Lehrende: 
Ort und Zeit: 
5.013, Di 12:15-13:45
Sprache: 
Deutsch
ECTS BA: 
7.5
ECTS andere: 
9

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