Persönliche Objekte, Identität und Narration

Im Seminar geht es um das Erlernen und Entwickeln einer  neuen objektbezogenen Methodik der Sozialforschung, die dem Bereich der qualitativen Methoden zuzuordnen ist. Die neue Objektmethode kombiniert klassische textbasierte Verfahren wie das Interview mit neuen visuellen Ansätzen. Den Ankerpunkt dieser Methode bilden persönliche Dinge der Befragten. Fragt man die Menschen nach relevanten persönlichen Dingen, kann man einen guten Zugang zu wichtigen biografischen Ereignissen und Wendepunkten sowie zur Entwicklung der Identität gewinnen. Ihre Lieblingsdinge zeigen die Menschen gerne, und sie erzählen in der Regel auch bereitwillig Geschichten dazu, und erläutern, weshalb diese Dinge ihnen so teuer sind. Die Objekte wiederum, wenn man sie richtig ‚befragt‘, erzählen vieles über ihre Besitzer: Sie sprechen von Milieu- und Schichtzugehörigkeiten, von symbolischen Praktiken, sie verraten Selbstverortungen im sozialen Raum, sie erläutern Präferenz- und Wertsetzungen ihrer Besitzer, und sie können auf tiefe Konflikte und Identitätskrisen expressiv verweisen. Die Dinge, die den Menschen umgeben und die er zu praktischen und symbolischen Zwecken benutzt, sind sozial konstituiert – in ihnen spiegeln sich Wissen, soziale Relevanzen sowie sinnhafte Ziel- und Wertsetzungen. Während in der Anthropologie und in der Ethnologie die Erforschung der sozialen Strukturen und kulturellen Kosmologien durch die Welt der Objekte und Artefakte etabliert ist, hat die soziologische Forschung hier einen neuen rekonstruktiven Ansatz zu gewinnen, der aufschlussreiche Erkenntnisse verspricht.

Im Seminar wollen wir die „Dingwelten“ verschiedener Milieus mit der neuen Objektmethode erforschen, die wir zuvor kennenlernen und einüben. Dafür ist ein Training im Erheben und in der Analyse narrativer Interviews und visueller Dokumente notwendig und Bestandteil des Seminars.  

Teilnahmebedingungen/Scheinerwerb

Regelmäßige Teilnahme und engagierte Mitarbeit, Referat, schriftliche Essays und Hausarbeit

Anmeldung erforderlich

Einführende Literatur

Bourdieu, Pierre 1984: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt am Main, Suhrkamp.

Datenblatt
Semester: 
Sommmersemester 2012
Lehrende: 
Ort und Zeit: 
Mittwoch, 12.15-13.45
R. 5.012, Beginn: 25.4.12
Sprache: 
Deutsch
ECTS BA: 
7.5

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