Mensch und Ding

Mensch und Ding – Kultursoziologische Betrachtungen portabler Objekte

Der französische Ethnologe Claude Leví-Strauss berichtet, dass er nach acht Tagen der Verhandlung  von den Einwohnern einer von ihm untersuchten Dorfgemeinschaft eine Maske gegen ein Gewehr tauschen konnte. Wir wissen, dass fortan die Beschäftigung mit Mythen und Masken ein Teil seiner Forschung wurde, nicht aber inwiefern das eingetauschte Gewehr möglicherweise das Leben der von ihm zurückgelassenen Gemeinschaft geprägt hat. Dinge werden nicht nur von Menschen hergestellt, sondern prägen auch deren Zusammenleben, zeugen von Hierarchien, Geschmäckern, Vorlieben oder Herkunft.

Die „Yes“-Fraktion zum schottischen Unabhängigkeitsreferendum war bildlich vom Kilt ebenso kaum zu trennen wie das Palästinensertuch von Bildmaterial zum Nahostkonflikt oder die Lederhose vom Oktoberfest. Geschnitzte Holzfiguren können das soziale Miteinander von Menschen ebenso prägen wie das Smartphones oder Messer und Gabel. Dinge werden demnach nicht nur gekauft oder getauscht, sondern bilden Identifikationspunkte, werden gesammelt, verehrt oder weggeworfen, vermenschlicht, mit Namen versehen, in Sexualpraktiken eingebunden oder mit Erinnerungen besetzt und haben dabei regelrechte Karrieren an Selektionsprozessen hinter sich gebracht. So erzählen sie in ihrer Relation zu Körpern von Milieu- oder Schichtzugehörigkeiten, von symbolischen Praktiken, und Selbstverortungen im sozialen Raum, von Konflikten und Identitätskrisen und selbst in der Vitrine eines Museums zeugen sie zumindest von empfundener Außerordentlichkeit des Ausstellers gegenüber dem Ausgestellten. Es gibt eine Reihe von Aspekten und Ansätzen zur „Dingsoziologie“, durch die wir im Blockseminar „Mensch und Ding“ einen Streifzug wagen werden, um Mensch-Objekt-Phänomene aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten: Objektkategorien, Gabentausch, künstliche Menschen, Medien, Kunst, Kleidung, Masken, Jugendkulturen und kulturell besetzte Objekte werden Gegenstände unserer Diskussionen und phänomenologischer Betrachtungen sein.

Bedingungen für den Scheinerwerb: regelmäßige Teilnahme am Seminar, aktive Teilnahme an Diskussionen, Auseinandersetzung mit der Seminarliteratur, verfassen kurzer Texte und Hausarbeit.

 

Datenblatt
Semester: 
Wintersemester 2014/2015
Ort und Zeit: 
Blockseminar 5./12./19.12.2014 von 12:00-16:00 und 9.-11.1.2015 Uhrzeit n.V.
Vorbesprechung am 06.10. von 16:15-17:45, Raum 5.012
Sprache: 
Deutsch
ECTS BA: 
5.0

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