Arbeit und Emotion

Entgegen landläufiger Vorstellungen sind Emotionen nicht nur etwas Persönliches, sondern eng mit sozialen Prozessen und Interaktionen verbunden. Die sozialen und sozialpsychologischen Bedingungen und Wirkungen von Emotionen wollen wir exemplarisch untersuchen, und befassen uns in diesem Seminar mit emotionalen Aspekten und Stukturen von Arbeit und Organisation.

Zunächst wird es um den Arbeitsbegriff gehen, und um die verschiedenen Dimensionen und Ziele, die aus anthropologischer und kulturvergleichenden Sicht mit Arbeit verbunden sind. Dann wird es um die Frage gehen, mit welchen theoretischen Begriffen und Konzepten man Gefühle und Emotionen verstehen und ihre Ursachen und Dynamiken adäquat beschreiben kann. In welcher Weise sind Emotionen mit sozialen Strukturen, mit Macht, mit Status, mit Ritualen in Organisationen sowie lokalen "Gefühlskulturen" verbunden? Welche Rolle spielt der Körper und der Leib im Arbeitsprozess und wie können sich Emotionen der Arbeit und durch Arbeit leiblich-körperlich äußern?

Im weiteren Teil des Seminars widmen wir uns den Veränderungen der Emotionskulturen in Organisationen und im Arbeitsprozess: Welche Rolle spielen Gefühle bei der Arbeit? Welche "Gefühlskulturen" und -erwartungen gibt es bei verschiedenen Typen von Arbeit, bei produzierender, bei Dienstleistungs- oder bei Wissensarbeit?  Welche emotionalen Chancen und Probleme sind mit den modernen Arbeitsformen, speziell mit kommunikations- und wissensorientierter Arbeit verbunden? Welche Emotionen müssen passend zur Berufsrolle "dargestellt" werden und welche Emotionen werden tatsächlich evoziert? Wie ist mit emotionalen Differenzen, Widersprüchen und Konflikten umzugehen? Kommt es bei entfremdente Formen der Arbeit (z.B. bei Fabrikarbeit oder bei "dienenden" Formen der Dienstleistungsarbeit)  zu einer Entfremdung der Gefühle bzw. zu einer "Selbstentfremdung" der Person? Kommt es bei qualifizierter Dienstleistungsarbeit, die auf die kreativen und emotionalen Ressourcen der ganzen Person zielt, zur Selbstentfaltung oder Selbstenftfremdung? Wie stellen sich die emotionalen Verhältnisse und "Flüsse" zwischen verschiedenen Lebensbereichen, z.B. zwischen Arbeit und Konsum, dar?

Im zweiten Teil des Seminars sollen die LIteratur-Debatten durch eigene emprische Beobachtungen und Erhebungen geprüft und ergänzt werden.

Scheinvoraussetzungen:

Lektüre der Texte, mündliches Engagement, Essais, Referat, Hausarbeit

Literatur zum Einlesen:

  • Flam, Helena 2013: Soziologie der Emotionen: Eine Einführung. Konstanz: UVK
  • Hochschild, Arlie 2006: Das gekaufte Herz. Die Kommerzialisierung der Gefühle. Frankfurt/M.: Campus
  • Neckel, Sighard 2013: Leistung und Erschöpfung. Frankfurt/M.: Suhrkamp
  • Promberger, Markus 2008: Arbeit, Arbeitslosigkeit und soziale Integration. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, H.40/41, S. 7-15
Datenblatt
Semester: 
Wintersemester 2014/2015
Lehrende: 
Ort und Zeit: 
5.012, Mi 12:15-13:45, Seminarbeginn am 15.10.
Sprache: 
Deutsch
ECTS BA: 
7.5

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