Soziologie der Migration

Migration bezeichnet in der Soziologie den „Prozess der räumlichen Versetzung des Lebensmittelpunktes (…) an einen anderen Ort, der mit der Erfahrung sozialer, politischer und/oder  kultureller Grenzziehung einhergeht.“ (Oswald 2007, S. 13) Die freiwillige oder erzwungene räumliche Mobilität von Menschen und Gruppen von Menschen ist nicht nur sozialstatistisch relevant, sondern sie trägt zum sozio-kulturellen Wandel der Ziel- und der Herkunftsregionen von Migrationsbewegungen bei und schafft transnationale soziale Zusammenhänge.

Migration steht darüber hinaus im Fokus der öffentlichen Diskussion und weckt dort einerseits Hoffnungen und Erwartungen: in der BRD vor allem die Abfederung der Folgen des demographischen Wandels durch den Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte; in der EU wird Arbeitsmigration durch Freizügigkeitsregelungen unterstützt und mit der Hoffnung auf Wirtschaftswachstum verknüpft. Andererseits wird Migration in der Öffentlichkeit auch als ein Problem der gesellschaftlichen Integration diskutiert, mit negativen Vorstellungen von Flüchtlingsströmen und „Fremdheit“ assoziiert und mit markigen Parolen wie die der „Einwanderung in die Sozialsysteme“ politisch instrumentalisiert. Ihren Niederschlag finden diese negativen Konnotationen in restriktiven Flüchtlingspolitiken und der Verstärkung der territorialen Grenzsicherung auf nationaler und internationaler Ebene (Stichwort: „Festung Europa“). Motivlagen, (familien-)biografische Herausforderungen und durch sicherheitspolitisches Handeln erzeugten Gefährdungen der MigrantInnen selber bleiben in der öffentlichen Debatte häufig unterbelichtet.

Im Hauptseminar werden theoretische Grundlagen und empirische Befunde der Migrationssoziologie diskutiert. Im ersten Abschnitt des Seminars werden Geschichte und Konzepte der Migration und ihrer sozialwissenschaftlichen Analyse diskutiert und Arbeitsgruppen zu spezifischen Migrationsthematiken gebildet. Im zweiten Abschnitt werden Erkenntnisse und aktuelle Problemfelder der Migrationssoziologie vorgestellt. Im dritten Abschnitt werden die in den Arbeitsgruppen durchgeführten Analysen und Befunde präsentiert und besprochen. Themen könn(t)en z.B. sein: Transmigration und Globalisierung, kulturelle Integration und Pluralisierung, nationale Asyl- und Zuwanderungspolitiken, transnationale Migrations- und Flüchtlingspolitiken, Migration und Staatsbürgerschaft, Migration und Fremdenfeindlichkeit, Vertreibung und irreguläre Migration etc.

Ziel des Seminars ist es, in der gemeinsamen Lektüre, Diskussion und Gruppenarbeit vertiefte Kenntnisse der Migrationssoziologie, ihrer Konzepte, Erkenntnisse und Themenstellungen zu erlangen.

Teilnahme:

Lektüre, Diskussion, Gruppenarbeit und Präsentation der Befunde

Prüfungsleistung:

Ausarbeitung der Präsentation der Gruppenarbeit zu einer Hausarbeit

Literatur zur Vorbereitung:

  • Meier-Braun, Karl-Heinz, Weber, Reinhold 2014: Migration und Integration in Deutschland. Begriffe – Fakten – Kontroversen. Bpb, Bonn
  • Oltmer, Jochen 2012: Globale Migration. Geschichte und Gegenwart. Beck, München
  • Oswald, Ingrid 2007: Migrationssoziologie. UVK, Konstanz
  • Pries, Ludger 2001: Internationale Migration. Transcript, Bielefeld
Datenblatt
Semester: 
Sommersemester 2014
Ort und Zeit: 
Montag, 10.15-11.45 Uhr
5.012
Sprache: 
Deutsch
ECTS BA: 
7.5

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