Ideologiekritik und Wissenssoziologie

Die aufklärerische Sozialphilosophie des 18. und 19. Jahrhunderts kritisierte Weltbilder und Wissensformen, die der Legitimation von Herrschaftsverhältnissen und Machtinteressen dienen, als Ideologie. Dabei wurde versucht, sowohl die Falschheit des ideologischen Wissens nachzuweisen, als auch seine soziologischen und psychologischen Konstitutionsbedingungen aufzuzeigen.

Die Wissenssoziologie, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts akademisch etabliert, nimmt diese Vorgaben zunächst auf, klammert aber zunehmend Fragen der Geltung zugunsten einer rein empirisch-deskriptiven Forschung aus. Dadurch bekommt sie zwar neue Aspekte der Sozialität von Wissen in den Blick, bietet jedoch kaum noch Anknüpfungspunkte für die Kritik herrschaftslegitimierender Wissensformen.

Im Seminar soll ein Überblick über die wichtigsten Ansätze der Ideologiekritik und der Wissenssoziologie erarbeitet werden, wobei ein besonderes Augenmerk auf die theoretischen Fragen und Probleme gelegt werden soll, die sich aus dem Spannungsfeld zwischen diesen beiden Strömungen ergeben (u.a. auf das Verhältnis von sozialer Genese und Geltung von Wissen,  auf die sozialen Bedingungen und den Status der Unterscheidung von wahr und unwahr und auf den spezifischen Legitimationsbedarf und die vorherrschenden Legitimationsmuster in den verschiedenen Phasen der kapitalistischen Gesellschaftsentwicklung).

 

Leistungsanforderungen:

Regelmäßige Teilnahme und Mitarbeit; Textzusammenfassungen; Hausarbeit

 

Literatur:

Lenk, Kurt (1972): Marx in der Wissenssoziologie. Berlin/Neuwied

Maasen, Sabine (2009): Wissenssoziologie. Bielefeld

Meja, Volker; Stehr, Nico (Hrsg.)(1982): Der Streit um die Wissenssoziologie. Frankfurt am Main

Ritsert, Jürgen (2015): Ideologie. Münster

Datenblatt
Semester: 
Wintersemester 2015/2016
Lehrende: 
Ort und Zeit: 
5.013, Di 12:15-13:45
Sprache: 
Deutsch
ECTS BA: 
7.5

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