Vom Geben und Nehmen: Zur Soziologie von Gabe und Reziprozität

Wer etwas bekommen hat, wird etwas erwidern. Und manchmal geben wir auch Fremden, von denen wir nichts zurückerwarten.

Im Seminar wollen wir dem sozialen Phänomen des Gebens, Annehmens und Erwiderns nachgehen. Die Soziologie spricht hier auch von Reziprozitätsnormen, die fast alle sozialen Beziehungen strukturieren. Der Soziologe und Ethnologe Marcel Mauss lieferte in den 1920er Jahren mit seinem Essay „Die Gabe“ den klassischen Referenzpunkt für diese Fragestellung. Er wies darauf hin, dass sich vormoderne Gesellschaften kulturell wie politisch vornehmlich über den zeremoniellen Gabentausch reproduzieren.

Im Seminarsoll die These überprüft werden, dass auch moderne Gesellschaften auf der Logik von Gabe und Reziprozität fundamental aufruhen. Markt- und Machtbeziehungen haben reziproke Beziehungen des Gebens und Nehmens nicht verdrängt. Diese folgen zudem einer spezifischen sozialen Logik, die weder auf eigennütziges noch auf altruistisches Handeln zurückzuführen ist. Muster des Gebens und der Reziprozität beruhen darauf, dass sie gleichzeitig auf Freiwilligkeit und einer sozialen Verpflichtung beruhen.

Im Seminar werden wir zu Beginn Theorien aus der Evolutionsbiologie kennenlernen und dann klassische wie auch zeitgenössische soziologische und sozialphilosophische Texte lesen, etwa von Marcel Mauss, Georg Simmel, Alvin Gouldner, Peter Blau, Pierre Bourdieu, Marcel Hénaff, Alain Caillé und Jacques Godbout.

 

Teilnahmebedingungen/ECTS-Punkte

kontinuierliche Mitarbeit; Reviews; Hausarbeit

 

Zur Einführung empfohlen:

Frank Adloff/Steffen Mau (2005): Zur Theorie der Gabe und Reziprozität, in: dies.: Vom Geben und Nehmen. Zur Soziologie der Reziprozität. Frankfurt/New York: Campus, S. 9-57.

Mary Douglas (1990): Foreword. No Free Gifts, in: Marcel Mauss: The Gift. New York/London: Norton, S. vii-xviii.

Datenblatt
Semester: 
Sommersemester 2015
Ort und Zeit: 
5.052, Di 10:15-11:45
Sprache: 
Deutsch
ECTS BA: 
5.0

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