Fremdheit, Differenzerfahrung, Übersetzung - Grundfragen Interkultureller Kommunikation
„Keiner denkt bei dem Wort gerade und genau das, was der andre [denkt], und die noch so kleine Verschiedenheit zittert, wie ein Kreis im Wasser, durch die ganze Sprache fort. Alles Verstehen ist daher immer zugleich ein Nicht-Verstehen, alle Übereinstimmung in Gedanken und Gefühlen zugleich ein Auseinandergehen.“
Wilhelm von Humboldt
‚Interkulturelle Kommunikation’ oder ‚Interkulturelle Kompetenz’ wird häufig mit sogenannten ‚soft skills’ in Verbindung gebracht – und als etwas scheinbar leicht Erlernbares und Reproduzierbares qualifiziert. Entgegen dieser Reduktion wird im Rahmen des Seminars nach den grundsätzlichen Bedingungen, Schwierigkeiten und Möglichkeiten Interkultureller Kommunikation gefragt.
Der Einstieg erfolgt anhand eines Vortrags. Mit der Schilderung von empirischen Erfahrungen aus indigenen Dörfern in Südmexiko wird danach gefragt, was uns warum in einer fremden Kultur überhaupt auffällig wird und Bedeutung erlangt. Hiermit wird zunächst ein Zugang zur Thematik von Fremdheit, Differenzerfahrung und Übersetzung eröffnet und entfaltet.
Im ersten Teil des Seminars soll geklärt werden, wie fremde Kulturen sich gegenseitig verständigen und in welchem Verhältnis Fremdes und Eigenes zueinander stehen. Dies führt zu theoretischen Überlegungen bezüglich kommunikativer Möglichkeiten (und Grenzen) des Verstehens, die die Kluft zwischen Eigenem und Fremden als (un)überbrückbar konzipieren.
Im zweiten Teil wird ein Einblick in die Arbeit von Institutionen gewährt, welche aufgrund ihrer Funktion mit interkulturellen Verständigungsprozessen befasst sind. Hier wird das Hauptaugenmerk auf die alltäglichen Schwierigkeiten gelegt, die in der Kommunikation auftauchen.
Am Schluss des Seminars wird die Frage in den Raum gestellt, unter welchen Bedingungen von gelingender bzw. misslingender Interkultureller Kommunikation gesprochen werden kann und in-wiefern von gegenseitiger Reflexion und Anerkennung getragene Dialoge zu fruchtbaren Lernprozessen führen können.
Leistungsanforderungen:
Teilnahme an allen Sitzungen, aktive Mitarbeit und Beteiligung an der Diskussion, Übernahme eines Referats und Anfertigung eines Essays.
Zur einführenden Lektüre:
Broszinsky-Schwabe, Edith (2011): Interkulturelle Kommunikation: Missverständnisse – Verständigung; Wiesbaden.