Wert und Tausch: Über das, was man (nicht) kaufen kann
Der Begriff des Werts verweist in modernen Sozialordnungen einerseits auf den Tausch: Wo getauscht wird, nehmen wir an, dass Objekte mit quantitativ identischen Wertgrößen den Besitzer wechseln. Einen Wert sprechen wird andererseits Objekten und Menschen zu, wenn wir ihre besondere unveräußerliche Qualität bezeichnen, die gerade nicht quantifizierbar ist. Z. B. werden die Menschenrechte über den besonderen Wert der Würde begründet, den wir jedem einzelnen Menschen als unveräußerlich zusprechen. Neben „Dingen“, die man tauschen kann und denen, die unveräußerlich sind, treten Werte, die man nur verschenken, nicht aber kaufen kann (Liebe z.B.).
Mit den verschiedenen Bedeutungen von „Wert“ sind unterschiedliche soziale Logiken verbunden, erstens die Logik der Äquivalenz, zweitens die Logik der unilateralen Gabe und schließlich die Gabe, die auf Wechselseitigkeit abzielt. Das Seminar fragt nach der Verschränkung dieser Logiken in modernen Sozialordnungen. Im ersten Teil werden wir unterschiedliche Konzeptionen von Wert, Tausch und Gabe in ausgewählten Sozialtheorien (z. B. Marx, Mauss, Simmel, Adorno, Bataille, Joas) diskutieren. Der zweite Teil des Seminars wird sich auf die Verschränkung beider Logiken in modernen Sozialordnungen konzentrieren, wobei wir auch vergleichende Forschungen aus der Kulturanthropologie rezipieren werden.
Teilnahmebedingungen/ECTS-Punkte
kontinuierliche Mitarbeit; Reviews; Hausarbeit
Einführende Literatur
- Adloff, Frank, Mau, Steffen (Hg., 2005): Vom Geben und Nehmen. Zur Soziologie der Reziprozität. Frankfurt/New York: Campus.
- Carrier, James (1991): Gifts, Commodities, and Social Relations: A Maussian View of Exchange. Sociological Forum 6, Nr. 1, S. 119-136.
- Joas, Hans (2011): Das Leben als Gabe. In: Ders.: Die Sakralität der Person. Eine neue Genealogie der Menschenrechte. Berlin: Suhrkamp, S. 232-250.