Prekäre Kämpfe
In der modernen Ungleichheitsforschung wird zunehmend der Begriff der „Prekarität“ benutzt, um eine soziale ‚Zwischenlage’ zwischen Integration und Exklusion zu kennzeichnen. Prekäre Lebensverhältnisse sind dadurch gekennzeichnet, dass sie von gesellschaftlich etablierten Normen sozialer Sicherheit und Inklusion negativ abweichen. Bereits Ende der 1990er Jahre diagnostizierte Pierre Bourdieu, dass „Prekarität überall“ sei, d.h. nicht erst seit der Wirtschaftskrise 2008/09 nehmen in Europa prekäre Lebenslagen und Abstiegsängste deutlich zu.
Das Seminar befasst sich mit gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, die im Gefolge dieser Entwicklung zu beobachten sind. Eingangs werden zunächst der Begriff der „Prekarität“ und einige auch ältere theoretische Texte zum Thema erarbeitet. Der Hauptteil des Seminars wird sich jedoch mit aktuellen sozialen Bewegungen befassen mit einem Schwerpunkt auf Deutschland und Europa (z.B. städtische Unruhen, Kämpfe von MigrantInnen, Streiks in prekären Beschäftigungssegmenten, MieterInnenkämpfe, evtl. auch rechtradikale Bewegungen). .
Voraussetzung für den Erwerb eines Leistungsscheins:
- Mündliche Präsentation eines Themas/Referat
- Abgabe einer schriftlichen Hauptseminararbeit
Literatur zum Einlesen:
- Boewe, J./Schulten, J. (2015): Der lange Kampf der Amazon-Beschäftigten. Labor des Widerstands: Gewerkschafliche Organisierung im Onlinehandel, Analysen Nr.24, hg.v. Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin
- Gallas, A./Nowak, J./Wilde, F. (Hg.) (2012): Politische Streiks im Europa der Krise, Hamburg
- Kollektiv Rage (2009): Banlieues. Die Zeit der Forderungen ist vorbei, Hamburg/Berlin
- Motakef, M. (2015): Prekarisierung, Bielefeld
- Nowak, P. (Hg.) (2015): Ein Streik steht, wenn mensch ihn selber macht. Arbeitskämpfe nach dem Ende der großen Fabriken, Berlin
- Piven, F.F./Cloward, R.A. (1977/1986): Aufstand der Armen, Frankfurt a.M.
- Staab, P. (2014): Macht und Herrschaft in der Servicewelt, Hamburg
- Standing, G. (2011/2015): Prekariat. Die neue explosive Klasse, Münster
