Armut und Kriminalität
In Kriminalitätstheorien wird häufig die Frage diskutiert, ob, warum und unter welchen Bedingungen ärmere Bevölkerungsschichten „krimineller“ seien als andere. Dies ist nicht die zentrale Fragestellung des Seminars. Vielmehr wird in erster Linie die Frage thematisiert, ob gegenwärtig eine verstärkte staatliche Kriminalisierung von Armut zu beobachten ist. Die These, wonach neoliberales Regieren ein „Bestrafen der Armen“ impliziert und erfordert, wurde von Loic Wacquant v.a. am Beispiel des US-amerikanischen Gefängnissystems entwickelt. Ob und inwiefern seine Diagnose auch auf europäische und deutsche Verhältnisse übertragbar ist, soll im Rahmen des Seminars diskutiert werden. Zu diesem Zweck wird zunächst theoretisches sowie empirisches Grundlagenwissen zum Thema Armut und Kriminalität erarbeitet. Anschließend steht die gemeinsame Lektüre der einschlägigen Texte von Wacquant im Mittelpunkt sowie die Diskussion ihrer Anwendbarkeit auf deutsche Verhältnisse.
Teilnahmevoraussetzung:
- Voranmeldung über ‚mein Campus’
- regelmäßige aktive Mitarbeit
- Prinzipielle Bereitschaft zum Lesen auch englischer Texte
- Übernahme eines mündlichen Beitrags
Zusätzliche Voraussetzung für den Erwerb eines Leistungsscheins:
- Abfassen einer Seminararbeit
Literatur:
- Wacquant, L.: Bestrafen der Armen. Zur neoliberalen Regierung der sozialen Unsicherheit, Opladen&Farmington Hills, 2009
- Wacquant, L.: Elend hinter Gittern. Konstanz, 1999