Sozialstrukturelle Sozialisationsforschung

Für die soziologische Sozialisationstheorie ist nicht nur die Frage nach der allgemeinen Bedeutung sozialer Bedingungen für die  Persönlichkeitsentwicklung kennzeichnend. Darüber hinaus interessieren besondere Sozialisationsbedingungen an unterschiedlichen sozialstrukturellen Orten. Klassisch sind diesbezüglich die Arbeiten von Melvin L. Kohn und Basil Bernstein zur schichtspezifischen Sozialisationsforschung. Kohn untersucht schichtspezifische elterliche Erziehungsvorstellungen, deren Verankerung in beruflichen Erfahrungen und Bedeutung für das Erziehungsverhalten. Bernstein stellt ins Zentrum seiner Analysen schichtspezifische sprachliche Codes und die ihnen entprechenden Erziehungskontexte der familialen Sozialisation.

Kritik an diesen Ansätzen hat vor allem die Beschränkung der Analysen auf bloß zwei Schichten (Mittelschicht und Arbeiterschicht), sowie deren vermeintlichen Determinismus moniert. Gefordert wurde eine differenziertere Analyse sozialstrukturell relevanter Merkmale und eine stärkere Berücksichtigung autonomer Handlungsfäigkeiten vor dem Hintergund sozialstruktureller Bedingungen.

Das Seminar behandelt die beiden Klassiker, die Kritik und neuere Ansätze zu einer sozialstrukturellen Sozialisationsforschung anhand gemeinsamer Lektüre und Diskussion.

 Teilnahmebedingung: Regelmäßige Lektüre der nach einleitenden Referaten zu diskutierenden Texte.

 Scheinerwerb: Referat/Hausarbeit


Literatur:

Bernstein, Basil B., 1973, Soziale Schicht, Sprache und Sozialisation. In: Günter Hartfiel / Kurt Holm (Hrsg.), Bildung und Erziehung in der Industriegesellschaft, Opladen, 233-252.

Kohn, Melvin L., 1973, Soziale Klasse und Erziehungswerte der Eltern. In: Günter Hartfiel / Kurt Holm (Hrsg.), Bildung und Erziehung in der Industriegesellschaft, Opladen, 210-232.

Steinkamp, G., 1991, Sozialstruktur und Sozialisation, in: Hurrelmann/Ulich (Hrsg.), Neues Handbuch der Sozialisationsforschung, Weinheim/Basel, 251-277.