Biographie und Gedächtnis
Biographien als Praxen der privaten oder öffentlichen Konstrruktion von Identität siind eingespielte und verbreitete kulturelle Muster. Die Erinnerung an persönliche Erlebnisse ist jedoch immer in soziale Zusammenhänge eingebunden, sei es über institutionelle oder diskursive Rahmungen, sei es über Normen und Regeln des Erzählens, sei es über den situativen sozialen Kontext. Biographien verweisen damit immer auf soziale Gedächtnisse als Kontexte ihrer Konstruktion und sind gleichzeitig Formen, in denen sozial auf Vergangenes zugegriffen wird.
Im Seminar werden wir in unterschiedlichen Formen biographischer Äußerungen (Tagebücher, Autobiographie, Interviews, filmische Biographien, narrative Interviews) nach den Spuren des Sozialen und von sozialen Gedächtnisformen suchen.
Teilnahmebedingungen/Scheinerwerb
regelmäßige Anwesenheit, Mitarbeit, 5 Essais, Vortrag und Hausarbeit.
Einführende Literatur
Alois Hahn (1982): Soziologie der Beichte und andere Formen institutionalisierter Selbstbekenntnisse, in: KZfSS 34, S. 408–434.
Gabriele Rosenthal (2010): Zur Interdependenz von kollektivem Gedächtnis und Erinnerungspraxis. Kultursoziologie aus biographietheoretischer Perspektive. In: Monika Wohlrab-Sahr: Kultursoziologie, Wiesbaden, S.151-175.