Ungleichheit im Klassenzimmer

Schulen sind nicht nur Orte der Wissensvermittlung, sie sind auch Orte der Produktion sozialer Ungleichheit. Über die Beurteilungen, Noten, Zertifikate etc. werden die Leistungen der Schülerinnen und Schüler kategorisiert, ihnen Zugänge zu unterschiedlichen Schultypen und weiterführenden Bildungsangeboten eröffnet oder verschlossen und ihnen so Merkmale zugeschrieben, die ihre zukünftigen Lebenschancen entscheidend beeinflussen. Die Schule übernimmt so die Funktion der „Platzierung“ der nachwachsenden Generationen in der modernen Sozialstruktur. Die schulisch produzierte Ungleichheit gilt als legitim, weil und soweit sie das individuelle Leistungsvermögen der Betroffenen dokumentiert. Als illegitim gelten hingegen alle Formen sozialer Ungleichheit, die nicht auf individueller Leistung, sondern auf anderen Faktoren wie etwa dem sozio-ökonomischen Status, der sozialen oder kulturellen Herkunft, der Geschlechtszugehörigkeit oder anderer Faktoren beruhen. Diese nicht individuell beeinflussbaren Faktoren sollen durch das Bildungssystem in ihrer Wirkung zumindest abgeschwächt werden. Wie die internationalen Schulleistungsstudien unter dem Titel PISA wiederholt gezeigt haben, gelingt es im Bildungssystem der Bundesrepublik Deutschland jedoch nur bedingt, ungleiche Startbedingungen in gleiche Bildungschancen zu verwandeln. Ziel des Seminars ist es, Ungleichheitsdynamiken zu identifizieren, die sich in der alltäglichen Praxis im „Klassenzimmer“ abspielen und sie nach ihren Ursachen und Wirkungen zu befragen.

Teilnahmebedingungen/Scheinerwerb

regelmäßige Teilnahme, Bereitschaft zur Recherchearbeit und Diskussion, Referat und Hausarbeit 

Einführende Literatur

  • Fend, Helmut 2006: Neue Theorie der Schule. Einführung in das Verstehen von Bildungssystemen. VS-Verlag, Wiesbaden
  • Maaz, Kai, Baumert, Jürgen, Cortina, Kai S. 2008: Soziale und regionale Ungleichheit im deutschen Bildungssystem. In: Cortina, Kai S. et al. (Hg.): Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Rowohlt,  Reinbek bei Hamburg, S. 205-244
  • Markert, Thomas 2007: Zur Praxis verbaler Gewalt unter Schülerinnen und Schülern. In: Herrmann, Steffen K., Krämer, Sybille, Kuch, Hannes (Hg.): Verletzende Worte. Die Grammatik sprachlicher Missachtung. Transcript, Bielefeld, S. 295-310
Datenblatt
Semester: 
Sommmersemester 2012
Ort und Zeit: 
Donnerstag, 14.00-15.30
R. 0.014 EWF Nürnberg
Sprache: 
Deutsch
ECTS andere: 
4

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