Vorurteile im Alltag und im Bildungssystem

In einer alltäglichen Betrachtung erscheinen Vorurteile als etwas, das zwar jede/r hat, aber keine/r gerne zugibt. Vorurteile haben immer die anderen. In einem wissenschaftlichen Sinne bezeichnet der Terminus demgegenüber zunächst Urteile auf einer unzureichenden Erfahrungsbasis (Vor-Urteile!). Insofern wir in Kontakt mit unbekannten Situationen, unvertrauten Gebräuchen und fremden Personen kommen, ist unser Wissen vom Unbekannten, Fremden notwendigerweise nicht erfahrungsgesättigt und hat insofern die Struktur eines Vorurteils. Es bildet dann nicht eine Grenze, sondern eine Grundlage des Verstehens, das durch Revision und Verständigung erweitert und revidiert werden kann. Erst, wenn Vorurteile nicht durch Erfahrung revidiert werden können und zur Zuschreibung zumeist negativer Eigenschaften und damit zur Abwertung oder Ausgrenzung benutzt werden, sprechen wir von Vorurteil im alltäglich gebräuchlichen Sinne.

Einerseits wollen wir im Seminar prüfen, inwiefern unser Alltag von Vorurteilen durchzogen ist, welche Rolle sie dort spielen, wann sie zu Ausgrenzung führen und wie Vorurteile auflösbar sind. Andererseits werden wir der Frage nachgehen, ob und wie Vorurteile und Stereotype im Bildungssystem „wirken“. In Bildungseinrichtungen werden die zukünftigen Lebensverläufe junger Menschen nachhaltig beeinflusst. Auf sozial geteilten Vorurteilen beruhende Ungleichbehandlungen haben deshalb besonders drastische Konsequenzen für die Betroffenen und für die Gesellschaft gleichermaßen. Insofern ist der kontrollierte Umgang mit Vorurteilen (etwa: geschlechtsspezifisch, altersspezifisch, herkunftsspezifisch etc.) hier von besonderer Bedeutung.

 

Leistungserwerb

Das Seminar ist explorativ angelegt, d.h. neben der Lektüre und Diskussion einschlägiger wissenschaftlicher Grundlagentexte sollen im Rahmen des Seminars „empirische“ Umgangsweisen mit Vorurteilen aufgespürt und nachgezeichnet werden. Dies setzt die aktive Teilnahme und die Bereitschaft zur Gruppen- und Recherchearbeit voraus. Der Leistungsnachweis wird über die Referat und Hausarbeit erbracht.

Anmeldung über mein campus erforderlich.

 

Literatur

  • Allport, Gordon W. 1958: The Nature of Prejudice. Doubleday Anchor Books, Garden City, New York
  • Berger, Peter A./Kahlert, Heike (Hg.) 2005:. Insitutionalisierte Ungleichheiten. Wie das Bildungswesen Chancen blockiert. Weinheim: Juventa

 

Datenblatt
Semester: 
Sommersemester 2013
Ort und Zeit: 
Donnerstag, 11.30-13.00 Uhr, EWF 1.033
Sprache: 
Deutsch
ECTS andere: 
4

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